Bild: STS 2030

Seit Anfang 2023 läuft die Umsetzung der Massnahmen zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele von Sustainable Textiles Switzerland 2030 (STS 2030). Das Programm setzt für die Schweizer Textil- und Bekleidungsbranche Ziele in den Bereichen Transparenz, Klima, Arbeitsbedingungen und Kreislaufwirtschaft. Die AkteurInnen, welche sich zu den Zielen verpflichtet haben, legen nun erstmals ihre Fortschritte offen und zeigen, wie weit sie im ersten Jahr gekommen sind.

Das Programm gibt einen genauen Zeitplan für die Umsetzung der Ziele und Massnahmen vor. Wer sich verpflichtet, hat ab dem Datum der Verpflichtung beispielsweise 18 Monate Zeit, um die Treibhausgasemissionen zu messen. Bis Ende 2023 haben 29 AkteurInnen der Textil- und Bekleidungsbranche die Ziele unterschrieben. Nun liegen die Ergebnisse zum Fortschritt der Branche vor. Diese basieren auf den eigenen Angaben der verpflichteten AkteurInnen. Im Rahmen des Programms wurde eine Bewertung, aber keine Auditierung durchgeführt.

→ Grafische Darstellung der Ergebnisse

Gute Ergebnisse bei der Sorgfaltsprüfung, der Transparenz und bei der Erfassung der Treibhausgase

Die zu den Programmzielen verpflichteten AkteurInnen konnten in verschiedenen Bereichen des Programms gute Fortschritte verzeichnen. Am weitesten fortgeschritten sind sie bei der Sorgfaltsprüfung, der Messung von Treibhausgasemissionen, bei der Bereitstellung von Nachhaltigkeitsinformationen zu Produkten und Produktionsstätten und der Verbesserung des Wissens über Nachhaltigkeitsaspekte.

Im Durchschnitt über alle verpflichteten AkteurInnen wurden bis Ende 2023 mehr als die Hälfte der Kernelemente der Sorgfaltsprüfung nach OECD bereits umgesetzt. Bei den aufgrund ihrer Unternehmensgrösse gesetzlich verpflichteten Unternehmen ist dies nicht überraschend, im Rahmen von STS 2030 haben sich jedoch alle, also auch kleinere Unternehmen zur Sorgfaltsprüfung verpflichtet. Zudem haben die verpflichteten AkteurInnen im Durchschnitt fast die Hälfte ihrer Treibhausgasemissionen gemäss GHG Protocol in den Scopes 1, 2 und 3 erfasst, womit diese Massnahme ebenfalls zu den am weitesten fortgeschrittenen gehört. Auch bei den Nachhaltigkeitsinformationen zu Produkten und Produktionsstätten und der Verbesserung des Wissens über Nachhaltigkeitsaspekte wurden im Durchschnitt bereits rund 40 Prozent der Massnahmen erfolgreich umgesetzt. 

Besonders bemerkenswert sind die Fortschritte, die seit Beginn der Umsetzung bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen zur Einbindung von Kundinnen und Kunden in die Wiederverwendung von Produkten erzielt wurden. Auch wenn dieser Bereich insgesamt noch nicht so weit entwickelt ist wie andere, sind hier die deutlichsten Fortschritte innerhalb des ersten Jahres zu verzeichnen. Die AkteurInnen setzen zunehmend auf Vermietung, Wiederverkauf, Umgestaltung und vor allem Reparatur.

Kreisläufe noch nicht geschlossen und Schwierigkeiten bei der Entwicklung einer Roadmap für faire Löhne

Allerdings konnten nicht alle Massnahmen gleich erfolgreich umgesetzt werden. Insbesondere beim Entwurf kreislauffähiger Produkte, einer Option im Zielbereich Kreislaufwirtschaft, wurden wenige Fortschritte erzielt. Bei dieser Massnahme geht es darum, Produkte und Dienstleistungen so zu gestalten, dass sie zirkulieren und Lösungen für das Ende ihrer Lebensdauer bieten. Die Schliessung von Kreisläufen stellt eine grosse Herausforderung dar, da die bestehenden Systeme oft noch nicht ausgereift genug sind, um Textilien im Kreislauf zu halten. STS 2030 empfiehlt hier, Innovationen mit Pilotprojekten voranzutreiben und langfristig eine Skalierung zu ermöglichen. Das Programm wird entsprechend den Fokus in der Zusammenarbeit mit den AkteurInnen auch darauf legen.

Auch bei der Definition einer eigenen Roadmap zur Erreichung fairer Löhne mit Einfluss auf die gesamte Lieferkette gibt es noch Nachholbedarf. Trotz des engen Zeitplans von 24 Monaten sind die Fortschritte bisher zu gering. Désirée Gabriel, Projektleiterin von STS 2030, betont jedoch: „Das Thema ist sehr komplex. Vor allem existenzsichernde Löhne stellen viele AkteurInnen vor Herausforderungen. Deshalb wird in den kommenden Monaten vermehrt Unterstützung in diesem Bereich geschaffen.”

Das Fazit nach der ersten Fortschrittsmessung zum Jahr 2023

Die Ergebnisse zeigen, dass die verpflichteten AkteurInnen ihre Ziele ernst nehmen und in vielen Bereichen gut im Zeitplan liegen. Diese Fortschritte sind sehr ermutigend. Angesichts der ehrgeizigen Ziele ist jedoch klar, dass noch viel zu tun bleibt. In den Bereichen Kreislaufwirtschaft und Arbeitsbedingungen, in denen die AkteurInnen derzeit die grössten Schwierigkeiten haben, müssen jedoch auch strukturelle Hürden überwunden werden – und das geht nur gemeinsam. Unter den verpflichteten AkteurInnen von STS 2030 ist der Wille zur Zusammenarbeit für ein grösseres Ziel deutlich spürbar, das zeigt die Evaluation sehr gut. Nun liegt es an den übrigen AkteurInnen der Textil- und Bekleidungsbranche, sich ebenfalls zu bekennen.